Buchbesprechung: Land der Städte?

Auf den 146 Seiten mit 46 Abbildungen dieses aus über 300 Quellen systematisch zusammengestellten Urban Future-Taschenbuchs beantwortet Bernhard Müller die aufgeworfene Forschungsfrage wie erwartet mit „Ja“. 

Trotz dieser Erwartung habe ich das Buch aus lauter Neugier von hinten nach vorn gelesen! 

Die Schlussfolgerung lautet, wie auch Michael Ludwig in seinem Vorwort aufgreift, Österreich ist längst nicht mehr das rurale Land der Berge und der Äcker! 61 % der Bewohnenden und gar 71 % der Arbeitsplätze sind bereits in den Städten! 

Die Schlussfolgerung des Buchs lautet jedoch auch, weit über statistische Feststellungen hinausgehend, „je Stadt, desto besser“! Egal ob ökologisch, wirtschaftlich und kulturell, gesundheits-, verkehrs- und bildungstechnisch sowie auch hinsichtlich des Komforts für Wohnende und Arbeitende! 

Dies wird quantitativ belegt und bewiesen. Nächste Generationen sind daher in die Städte zu locken, statt ihnen versiegelnde, energie- und technische Infrastruktur fressende Eigenheime im ruralen Gebiet zu fördern! 

Aus der umfassenden Enzyklopädie der rechtlichen, politischen und strukturellen Gegebenheiten in der Zeitreihe stechen einige Aspekte besonders hervor: Das eigentlich seit 1920 grundsätzlich verfassungsrechtlich beschlossene Institut der „Gebietsgemeinde“ anstelle der Bezirkshauptmannschaft brächte viele durch Beispiele belegte Vorteile, wurde jedoch bis heute mangels Durchführungsbestimmungen nicht umgesetzt. 

Der niederösterreichische Teil des Kernland Wiens - sogar ohne Wiener Neustadt gerechnet - wäre die drittgrößte Stadt Österreichs, größer als Linz! Und ganz aktuell: Veränderungen, die aufgrund der Pandemie hie und da erwartet wurden, scheinen schlussendlich doch nicht eingetreten zu sein.

Interessant auch die historischen Überblicke am Anfang und in der Mitte des Buches! „Land der Städte?“ sollte in keinem Rathaus und in keinem Gemeindeamt fehlen! 

Arch. Prof. DI Manfred Wasner